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Jetzt sind es drei.

Die dritte der „Jahrhundert-Talente", Whitney Houston, ist Michael Jackson und Amy Winehouse gefolgt. So unterschiedlich diese drei und ihre Leben auch immer waren; jetzt sind sie alle gleich.

Gleich weg.

 

Da gab es einmal einen kleinen dunklen Buben mit einer begnadeten Stimme und einem Tanztalent, das vor Beweglichkeit und Kreativität nur so sprühte und der hatte einen gewalttätigen fetten bösen Vater, der vor lauter Frust, daß er selbst nicht einmal annähernd so gut sein würde, diesen Jungen der Welt vorgeführt hat. Michael Jackson war ein Irrer, ein Geschichtenerzähler mit Rhythmus, ein Videokünstler jenseits des Grates zum Wahnsinn. Von Schnulzen über Horrorgeschichten bis hin zum weltschmerzvollen Appell, alles war irgendwie ein echter Jackson.

Und weil er nur finanziellen aber keinen wirklichen weltverbessernden Erfolg damit haben konnte trotz dieser gut arrangierten Hilfeschreie, man möge ihm doch endlich zuhören, weigerte er sich, erwachsen zu werden. In Neverland zum Oskar Mazerath der Popwelt vereinsamt. Später als kaputtoperierter Vater dreier Samenspenden krud-vermummte Auftritte hingelegt in einer erbärmlichen Rolle als Vater. Er konnte es nicht. Hat der kleine Michael nie gelernt. Vielleicht hätte er darüber singen sollen.

Amy Winehouse, grandios in ihrer ganzen fragilen Junkiepracht. Als Markenzeichen bemalt wie Nofretete. Sie ließ die ganze Welt an ihrer Zerbrechlichkeit teilhaben. Ein Kunstwerk wie ein Kartenhaus. Voller Angst und Gewißheit, daß viel zu schnell wieder ein Idiot daherkäme und dranhustet. Um sie herum Menschen, von denen sie sich Halt versprach. Sie fütterte sie alle tapfer durch in der Hoffnung, dieser Halt wäre käuflich. Ein Alltag aus Sex, Gewalt und Alkohol, dieser Treibsand kotzt Menschen aus, die mit dem rettenden Brett um sich schlagen.

Der schöne Körper eine öffentliche Versuchsreihe über die Verheerungen durch Suff, Tabletten, Spritzen, Operationen und sonstigen Schindereien. Leben im Bungiestil, immer mit dem Kopf voran und wenn es Scheiße ist. Jeder darf zugucken. Zum Schluß eine einzige chemische Keule, aber es war keiner da, sie zu schwingen.

Whitney Houston, diese Gospelorchidee, die mit ihrer Stimme die Sklaverei hätte beenden können. Ein behütetes Vorstadtmädchen, das zwischen dicken Frauen in weiten Kleidern singen gelernt hat. Es wäre zu schade gewesen, hätte irgendein Baptistenjunge sie gleich mal geheiratet, damit sie im weißen Häuschen für die eigenen Kinder beim Geschirrspülen singt. Echte Hymnen hat sie geprägt, diese überirdisch saubere Lady. Sie hat es fertiggebracht, daß sich weiße US- Teenager reihenweise wünschten, sie wären auch Afroamerikaner. So kostbar war sie als zickige Elfe in „Bodyguard". Ja den hätte sie gut gebrauchen können, damit er sie vor diesem armseligen zugedröhnten Gossenfratzen Bobby rettet, der sie in einer Geschwindigkeit in den Abgrund zog, daß sie den Aufprall schon gar nicht mehr gespürt hat. Die ganze Welt hat zugesehen, wie sie fett und wieder dünn, clean und wieder high war. Und wie sie ihre Stimme verlor, bevor der Rest vor lauter Verlassenheit hinterher gegangen ist.

Drei Menschen mit drei großen Stimmen. Irgendwie hat sie keiner schreien gehört.

Einsam ist es, wenn man geliebt sein möchte, auch wenn man stumm wäre. Und dann doch nichts anderes kann außer Singen.

 

Go to Rehab, no, no, no -  better heal the world - give me one moment in time.